Was ist die Reggio-Pädagogik? Die besondere Herausforderung dies zu beschreiben besteht darin, dass es für diese Pädagogik kein Grundlagenwerk, keine festgeschriebenen Muster gibt. Die Reggio-Pädagogik existiert seit vielen Jahrzehnten und hat sich über diese Zeit immer wieder den Gegebenheiten und Herausforderungen angepasst und auch neue Themen und Erkenntnisse aufgegriffen. Sie bleibt somit immer aktuell und erkennt die Bedürfnisse der aktuellen und zukünftigen Gesellschaft an.
Zur Geschichte: Als nach dem 2. Weltkrieg in der norditalienischen Region Reggio Kinderkrippen und Kindergärten entstanden, war es der Grundschullehrer Loris Malaguzzi, der zusammen mit den Bewohner*innen und vor allem den Müttern diese Einrichtungen konzeptionell gestaltete. Im neu entwickelten vorschulischen Erziehungskonzept spielte nicht mehr nur das Kind eine zentrale Rolle, sondern daneben seine Familie, die pädagogischen Fachkräfte und das Gemeinwesen. Diese enge Kooperation aller Beteiligten frühkindlicher Bildung und Erziehung ist bis heute Grundstein der Reggio-Pädagogik, ebenso wie demokratische Erziehung, Solidarität und gerechte Bildungschancen für alle Kinder. Aus dieser Philosophie heraus ergeben sich für die Loris Grundschule folgende fünf Grundpfeiler, welche das Schulprofil und die pädagogische Arbeit maßgeblich prägen:
Mit dem demokratischen Gedanken und der Partizipation eines jeden Mitglieds der Gemeinschaft kann das Verständnis, wie Lernen nachhaltig und mit Freude funktionieren kann, neu gedacht und in der Reggio-Pädagogik und somit an der Loris Grundschule umgesetzt werden. Lernprozesse sind Forschungsprozesse. Es bedarf daher einer Lern- und Arbeitsweise, welche unsere Kinder auf das zukünftige Leben vorbereitet und ihre Anpassungsfähigkeit durch Kreativität, Ausdauer und dem Schöpfen aus sich selbst erhöht.
Die Loris Grundschule wird die erste Reggio-Grundschule in Brandenburg und damit Vorreiter für ein beispielhaftes neues, zukunftsorientiertes Lernen sein.
Loris Malaguzzi beschreibt die vielfältigen Möglichkeiten, derer sich Kinder bei der Erkundung der Welt bedienen und die sie als Ausdrucksmöglichkeiten nutzen, in seinem Gedicht „Die hundert Sprachen“, welches bis heute metaphorisch für die Idee der Reggio-Pädagogik steht.
Die hundert Sprachen des Kindes
Die hundert gibt es doch.
Das Kind besteht aus hundert Sprachen,
hundert Händen, hundert Gedanken, hundert Weisen zu denken,
zu spielen und zu sprechen.Hundert
immer wieder hundert Arten zu hören, zu staunen und zu lieben.
Hundert heitere Arten zu singen, zu begreifen, hundert Welten zu entdecken,
hundert Welten frei zu erfinden, hundert Welten zu träumen.Das Kind hat hundert Sprachen. Und hundert und hundert und hundert.
Neunundneunzig davon aber werden ihm gestohlen, weil Schule und Kultur
ihm den Kopf vom Körper trennen.Sie sagen ihm:
ohne Hände zu denken, ohne Kopf zu schaffen, zuzuhören und nicht zu sprechen.
Ohne Heiterkeit zu verstehen, zu lieben und zu staunennur zu Ostern und Weihnachten.
Sie sagen ihm:
Spiel und Arbeit, Wirklichkeit und Fantasie, Wissenschaft und Imagination,
Himmel und Erde, Vernunft und Träume, seien Dinge, die nicht zusammenpassen.Sie sagen ihm kurz und bündig,
dass es keine hundert gäbe.
Das Kind aber sagt:
Und ob es die hundert gibt.